Am 4. Dezember 2022 fand die nunmehr fünfte PETA-Tierrechtskonferenz live in Berlin statt.
Eindeutige Worte zum Fazit aus dieser Veranstaltung fand Dr. Mark Benecke (Kriminalbiologe, Köln), der die Konferenz bereits zum dritten Mal moderierte:
Anwesend im Studio waren Julian Engel (Meeresökologe und Senior Analyst bei OceanMind Global, Oxford), Daniel Cox (Leiter des Kampagnenteams, PETA Deutschland, Stuttgart), Rafael Cortes (Ass. iur., Justiziar bei PETA Deutschland, Berlin). Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt (Jurist, Philosoph, Soziologe, Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik, Leipzig) war für seinen Vortrag und die abschließende Diskussion aus Leipzig live zugeschaltet.
Worum ging es?
Das Thema der diesjährigen PETA-Tierrechtskonferenz lautete: „Die Verfassung der Meere – wie schützen wir die Ozeane, ihre Bewohner und das Klima?“ Vier Experten tauchten mit uns in die Tiefen der Ozeane, um ein besseres Verständnis für die Komplexität der biologischen und ökologischen Zusammenhänge zu vermitteln.
Die Zuschauer:innen lernten faszinierende Meeresbewohner kennen, sahen mit eigenen Augen, wie mit Tieren verfahren wird, die als Fang und Beifang bezeichnet und „tonnenweise“ gequält und getötet werden – während der Mensch eine Lebensgrundlage zerstört, die gleichzeitig auch seine eigene ist. Die Vortragenden beleuchteten ökologische und biologische Zusammenhänge, die in den Teilen der Welt stattfinden, die am wenigsten erforscht sind. Sie fassten die seerechtliche Situation der Ozeane zusammen und lieferten Erfahrungsberichte aus ihrem Aktivismus gegen die (illegale) Fischerei und die katastrophale Situation der Fische in den künstlichen Parallelwelten der Aquarien und Aqua“kulturen“ an Land.
Inkludiert wurde stets die Frage, ob und wie die Konsequenzen der Umweltkatastrophe noch abgewendet werden können. Außerdem wurde erläutert, ob die Meeresbewohner, der Mensch oder das Meer selbst einen rechtlichen Anspruch darauf haben, dass das essenzielle Ökosystem endlich umfassend geschützt wird. Den Zuschauenden wurde deutlich, wie akut der Handlungsbedarf ist, und dass es trotz der höchstkritischen Gesamtsituation für die Meere auch praktische Handlungsoptionen gibt – lokal wie global, individuell und als Kollektiv.
Begrüßung mit dem Moderator Dr. Mark Benecke
Julian Engel: „Das Meer, seine Bewohner und die Planetaren Grenzen.“
Die Ozeane spielen eine Schlüsselrolle in der Erhaltung der planetaren Grenzen. Gleichzeitig sorgt ihr Anstieg für den Verlust von Lebensraum. Als eines der Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN spielt das Leben unter Wasser (Ziel 14) eine wesentliche Rolle, diese Herausforderungen zu bewältigen. Julian Engel arbeitet seit über 10 Jahren an der Erforschung, Fernerkundung, Global Governance und vor allem dem Schutz mariner Lebensräume. Der gelernte Meeresökologe erklärt die Beziehungen verschiedener Meerestiere mit ihrer Umwelt und dem Menschen. Er zeigt, wie wir diese Wechselwirkungen nutzen können, um Lebensräume und die planetaren Grenzen zu erhalten.
Daniel Cox: „Freiheit für alle: Ozean statt Knast.“
Artgerecht ist für Meerestiere nur der Ozean. Dennoch zählen sie zu den Lebewesen, die weltweit am zahlreichsten zu Unterhaltungs-, Dekorations- und Ernährungszwecken in Betonbecken, Netzkäfigen und Glaskästen eingesperrt werden. Mit Beispielen und anhand von Studien legt Daniel Cox dar, wie unter anderem Wale, Kraken, Lachse und tropische Fische unter der Gefangenschaft leiden. Außerdem erfahren die Zuschauer:innen, was sie selbst für die Befreiung von Meeresbewohnern tun können. Daniel Cox, Teamleiter des Kampagnenteams bei PETA, vertrat am Veranstaltungstag spontan seine angekündigte Kollegin.
Rafael Cortes: „Wem gehört das Meer?“
Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen wird als „Verfassung der Meere“ verstanden, die den Küstenstaaten Hoheitsbefugnisse einräumt, aber auch Pflichten zum Schutz der Meere auferlegt. Doch auch die umfangreichsten Schutzpflichten nützen den Meeresbewohnern nichts, wenn niemand deren Umsetzung kontrolliert. Und gehört das Meer wirklich denen, die es einzuteilen versuchen? Nach einer kurzen juristischen Betrachtung wird Rafael Cortes über persönliche Erfahrungen referieren, die er in Westafrika im Kampf gegen (illegale) Fischerei sammeln konnte. Hierbei wird er aufzeigen, dass erhebliche Defizite bei der Umsetzung sowie der Kontrolle von bereits geltendem Recht herrschen und wie sehr die Meere und ihre Bewohner infolge dieses menschlichen Versagens leiden.
Felix Ekardt: „Ohne Meeresschutz kein Klimaschutz.“
Meeresschutz und Klimaschutz sind eng verknüpft. Denn Kohlendioxidemissionen erzeugen neben dem Klimawandel zugleich mit der Ozeanversauerung ein weiteres globales Megaproblem, welches die Weltmeere als Lebensgrundlage für Menschen und Tiere massiv belastet. Der Vortrag betrachtet die sich daraus ergebenden politischen Handlungsoptionen. Dabei findet auch die Frage Beachtung, wie der vom Bundesverfassungsgericht – auf eine Klage des Vortragenden hin – entwickelte grundrechtliche Klimaschutz den Meeren und allgemein den Gewässern zugutekommen könnte.
Fragerunde und Verabschiedung
Ein großes Dankeschön nochmals an alle Vortragenden für ihre großartigen Beiträge sowie an das tolle Publikum, das die abschließende Fragerunde mit seinen spannenden Fragen bereichert hat. Wir freuen uns bereits auf die kommende PETA-Tierrechtskonferenz.
der Tierschutzorganisation PETA Deutschland e.V.